Initiiert – und nun?

(M)ein steiniger Weg

Wenige Tage nach meiner Initiation im Juli wollte ich eine Art Erfahrungsbericht für diesen Blog schreiben. Das war die Idee. Im September habe ich dem Admin hier angekündigt, einen Blogbeitrag zu schreiben – wohl auch, um mir etwas Druck zu machen, endlich anzufangen. Jetzt im Februar – mehr als ein halbes Jahr nach der Initiation – sortiere ich zum x-ten Mal meine Gedanken und versuche sie in einen Text zu gießen. Vermutlich braucht es einfach Zeit, das Erlebte und meine Gefühle dazu, zu sortieren und in Worte fassen zu können. Außerdem brauche ich generell für viele Dinge (alle?) sehr, sehr, sehr… viiieeeel Zeit, gefühlte Ewigkeiten. Leider (?) Gottes habe ich diese Eigenschaft an meinen Sohn „vererbt“. Bei ihm treibt sie mich regelmäßig zur Weißglut (und wie…)

Vielleicht braucht es auch einfach nur diese Zeit, um meinen Stein zu finden. Später mehr dazu.

Was nun also? Ich bin initiiert. Und jetzt?

Kurz gesagt:

Ich habe absolut keine Ahnung. 🙂 Ich habe wahrscheinlich mehr Fragen als vorher – mit Sicherheit auch welche, die ich (mir) vorher (noch) nicht gestellt habe, und welche, die ich mich (früher) nicht getraut habe (mir) zu stellen.

Ich versuche mich mal an (m)einer Antwort auf die Frage „Und nun?“:

Die gemeinsamen Tage der Initiation unter vielen Männern haben mich sehr berührt und nachhaltig beeindruckt.

Begeistert von dieser Erfahrung wollte ich einen „Tschakka-Text“ für den Blog schreiben: „Yeah, ich war dabei. Jetzt wird alles anders. Ich habe gleichgesinnte Männer getroffen, kennen und schätzen gelernt. Ich bin nicht allein. Jetzt wissen wir wie es geht. Auf geht’s, los! Jetzt wird alles gut.

Ein paar Wochen später fühlte sich das alles schon anders an.

An das Erlebte konnte ich nicht mehr anknüpfen. Eine gewisse Enttäuschung und Traurigkeit machte sich in mir breit. Ich wollte die Eindrücke, Gefühle, Gespräche, unsere Gemeinschaft unter Männern… – alles – konservieren und festhalten.

Ich versuchte Kontakt zu anderen Männern, zu „meinen“ Männern aufzunehmen: per E-Mail, per Telefon, über ein Forum. Das war nicht dasselbe. Ich wollte meine Erinnerungen wach halten. Ich war doch so begeistert und berührt. Die wohligen Gefühle verblassten immer mehr.

Ungefähr in dieser Zeit kündigte ich dem Admin diesen Text an – wohl auch mit der Hoffnung, die Erfahrungen im Sommer wieder auffrischen, mich wieder mit dem Erlebten verbinden zu können, wieder zu fühlen. Irgendwann in dieser Zeit muss ich dann meinen Stein gefunden haben.

Er lag mitten in der Stadt am Straßenrand direkt vor meinen Füßen.

Sofort verband ich mit ihm etwas, das mir jemand während meiner Initiation schenkte. Das gefiel mir, ich steckte den Stein ein. Ich verband damit die Hoffnung, mich besser, öfter, einprägsamer an die bewegenden Tage im Sommer erinnern zu können. Jedes Mal, wenn ich ihn in die Hand nahm, wollte ich mich erneut berühren lassen, meinem Gedächtnis auf die Sprünge helfen, es anschubsen.

Ein Stein des Anstoßes?

Trotz dieser handfesten „Merkhilfe“ rannen mir die angenehmen Erinnerungen wie Sand durch die Finger. Ich wollte sie so gerne (im Herzen) bewahren und das gelang mir nicht. Irgendwie schien es nicht machbar, unmöglich zu sein, sie festzuhalten. Und dann kam der Herbst: immer kürzere Tage, trübe Tage, immer mehr Dunkelheit.

Ganz anders als sonst merkte ich in diesem Jahr – zu meinem Erstaunen – wie sich der Spätherbst auf mein Gemüt auswirkte. Mit der sich ausbreitenden Dunkelheit wurde meine Stimmung von Tag zu Tag düsterer. Ich schlief schlecht, machte mir viele Gedanken, alles war eingetrübt. Mit den immer kürzeren Zeiten von (Tages-)Licht, wurde ich melancholischer, immer mehr Trübsal und Schwermut machten sich breit. Meine Lebensenergie und -freude vom Sommer schwand und schwand.

Das war hart – für mich und für mein direktes Umfeld. Sehr hart. Auf eine gewisse Art und Weise war ich erstarrt – zu Stein geworden.

Hart wie mein Stein?

Diese Phase ist nach wie vor noch nicht komplett vorüber. Aber inzwischen habe ich das Gefühl wieder, Boden unter die Füße zu bekommen. Das fühlt sich gut an und macht mich zuversichtlich. Die Wintersonnenwende ist – zum Glück – passé. Die Tage werden wieder länger. Es wird immer heller. Licht.

Danach sehne ich mich. Nach Licht, nach Sonne, nach Wärme.

Nach Erwachen, nach Wachsen, nach Gemeinschaft, nach Austausch, nach Tiefe, nach Berührung…

Irgendwie so wie ich mich im Sommer mit „meinen“ Männern bei der Initiation fühlte.

Seit dem Spätsommer begleitet mich mein Stein auf Schritt und Tritt – jederzeit griffbereit in meiner linken Hosentasche. Auf jedem Weg ist er dabei. Mein Stein gibt mir Halt, Festigkeit, Standhaftigkeit – eine gute Basis, um mit mir in Kontakt zu sein, mit mir in Verbindung zu gehen, wenn ich ihn in die Hand nehme. Und mein Stein ist eine wunderbare „Merkhilfe“, mit dir, lieber Bruder, gemeinsam auf dem (Pilger-)Weg und verbunden zu sein.

Nachwort

Vor einigen Tagen habe ich meinen Stein verloren.

Ich vermute, dass er mir aus der Hosentasche gerutscht ist, als ich meinen Schlüssel herausgeholt habe. Ich hatte mich auf eine Bank in die Sonne gesetzt und wollte die Wärme genießen. Einen Tag später fiel mir auf, dass mein Stein weg ist. Wo konnte er nur sein? Ich war traurig. Kann ich ihn wiederfinden? Wo soll ich ihn suchen?

Ich habe mich entschieden ihn nicht zu suchen. Von meinem Stein habe ich mich verabschiedet. Vielleicht soll es so sein.

Ich interpretiere es so: ich brauche meine Merkhilfe nicht mehr. Nun „schleppe“ ich ein Ding weniger mit mir herum, eine „Last“ ist „abgefallen“. Vielleicht ist es eine Übung loszulassen, nicht an Dingen festzuhalten. Vielleicht ist es ein Hinweis, die Idee an sich von dem „Ding“ zu unterscheiden. Der Stein steht nur für die Erinnerung an die Initiation, an die Gemeinschaft, den Kontakt und die Verbindung, der Stein ist nur ein Symbol. Gemeinschaft, Kontakt und Verbundenheit finde ich nicht im oder mit dem Stein. Ich glaube viel mehr der Verlust soll mir sagen: Trau dich, lass los. Du kannst auch so mit dir, mit Männern, mit der Schöpfung in Kontakt gehen, dich verbinden und eins werden.

P. S. Während der Initiation war ich ich mit „meinen“ Männern in der Gruppe „Petrus“ – der Fels, das Fundament. Vielleicht ist mein Stein ein kleiner Fels, eine Basis, auf der ich etwas (auf-)bauen kann. Sicher keine Kirche ;-), aber vielleicht mehr Verbundenheit mit mir und der Welt.

P. P. S. Vielleicht hat auch meine erste Teilnahme an der Ratsversammlung Anfang diesen Jahres dazu beigetragen, leichter in Kontakt mit mir und den anderen Männern zu kommen. Aber nur vielleicht. 😉

Männer, ich spüre die Verbundenheit. Danke!

L. P.

Es ist Unglaublich…

„Achtung Erzählung. Ein wenig Geduld fürs Erzählen, bitteschön. Und dann Geduld durch das Erzählen!“ (1)

Schon vieles hatte ich bis dahin in meinen gut 44-jährigen Leben erlebt. Da war die Kapitulation vor der Sucht 11 Jahre zuvor, da war das oft so schmerzvolle Eingeständnis meiner eigenen Egozentrik und das Verständnis dafür, dass ich mir meine Probleme im Wesentlichen immer selbst kreiert hatte. Ich durfte erfahren, dass ich aus einer dysfunktionalen Familie, die zutiefst trauma-geschädigt ist, stamme und konnte sehen, dass es mir selbst nie gelang, gesunde Beziehungen dauerhaft zu pflegen und zu erhalten. Es schien, als ob ich eine Art Seelenerbe mit mir rumtrug.

All das durfte ich erkennen, benennen und annehmen durch die heilsame Mystik des 12-Schritte-Programms und begleitet von einem tiefen Glauben, der daraus wuchs, durfte ich akzeptieren, dass die Reise zu mir selbst – zu meinem wahren Selbst – wohl nie enden wird.

Was mir aber am 18. Dezember 2020 von meiner eigenen Mutter berichtet wurde, hätte mir die Beine wegziehen können. Es ist zu umfangreich, hier zu beschreiben, was genau geschah. Ich kann Euch Brüdern aber berichten, dass von jetzt auf gleich meine bis dahin gelebte Identität verpuffte. Alles hatte mit meinem Vater zu tun – dem Mann, den ich bis dahin für meinen Vater hielt.

Ich erfuhr an diesem Tag, dass ich nicht der Sohn dieses Mannes bin, mit dem ich gerade erst den Weg der scheinbaren Versöhnung eingeschlagen hatte, weil ich erkannt hatte, dass mein „Vaterhunger“ (2) fast unerträglich geworden war.

Es folgten wirklich krasse Wochen, in denen ich so manches Mal befürchtete, verrückt zu werden. Wie sollte ich mit dieser neuen Wahrheit umgehen? Mit wem sollte ich darüber reden? Was würde all das für Konsequenzen haben?
Nur „scharfe Kanten“ (3) im Umgang mit meinen bis dahin angeeigneten Ritualen wie Gebet, Selbstüberprüfung, Meditation und das Vertrauen auf einen Gott, den ich bis heute viel zu oft nicht verstehe und ihn zum damaligen Zeitpunkt oft genug anklagte, retten mich nun vor dem Wahnsinn.

Ich war darauf angewiesen, dass dieser Unerschöpfliche mir dem Unersättlichen den Weg weisen würde. (4)

Auch wenn ich heute zu denen gehöre, die das „Ritual als Prozess“ (5) verstehen, welcher einen klaren Anfang und ein klares Ende haben sollte, so glaube ich doch, dass meine Initiation rund um die Initiation auch schon Initiation war – also irgendwie dazu gehörte und meinen ganz persönlichen Weg ins Mann-Sein beschrieb.
Ich war gezwungen den „berechnenden Verstand“ (6) auszuschalten – nein ich hatte das Gefühl, dass zwar wirklich galt, „dass es Gott denen, die Ihn suchen nicht so schwer macht“ (7), aber diese Suche war keine Suche, wie wir sie mit unserem dualistischen Denken (8) beschreiten könnten. Sie bedeutete, wirklich loszulassen und es passieren zu lassen.
Hier ging es nicht mhr darum, dass ich irgendetwas hätte kontrollieren können.

Die Tage in der Natur waren geprägt von einer Mystik, wie ich sie brauchte. Hier wurden mir keine Vorträge gehalten (9) im Sinne von „Wie helfe ich mir selbst“ und „Wir machen jetzt das und dann hat es das zur Folge“. Das, was hier passierte, war keine Therapeutik oder eine Art Coaching. Nein, irgendwie wurde mir in diesen Tagen alles zum Symbol – ja sogar zum Sakrament. Es war Seine ganz persönliche Ansprache an mich.

Während der MROP 2021 verspürte ich große Trauer, gewaltige Wut, krasse Angst und manchmal auch Einsamkeit und ich bin Gott dankbar, dass mich niemand in den Arm genommen hat, ja dass ich nicht einmal die Möglichkeit dazu erkannte, dies eventuell einzufordern. Nur so war ich bereit, diese „Art symbolischen Tod“ (10) zu sterben. Ich war bereit, das Sterben zu lernen, bevor ich einmal sterben werde.

Heute ist mir klar, dass ich schon vorher tausende Tode gestorben war. Nie tat ich das in Gemeinschaft, nie hatte ich erkannt, dass ich auf Gott zu und durch etwas durchsterben konnte und nie zuvor war mir klar, dass das Sterben zum Leben gehört. Erst hier in der Natur für die Tod und Leben eins zu sein scheinen, wurde mir das klar.

Für mich gibt es heute ein „deutliches Vorher-Nachher“ (11). Es gibt ein Danach, nachdem ich das „Fürchte Dich nicht… Ich habe Dich bei Deinem Namen gerufen, … Benaja!“ (12) vom Großen Ganzen empfangen habe. Ich trage diesen Namen heute sogar in meinem Pass und ich weiß, dass die Initiation nichts ist, was ich mir hätte verdienen können (13).

Die Identität, die ich heute leben darf, ist eine ins Leben initiierte Identität. Sie ist Gnade und Geschenk. Sie ist aber ebenso Beginn und Auftrag, denn sie hat mich verändert. Ich kann, was ich erfahren habe, nur behalten und genießen, wenn ich es weitergeben und als lebendiges Zeugnis diene. Unglaublich dankbar bin ich den Männern, die den Weg vor mir gegangen sind und die mir zur Verfügung gestellt haben, wovon ich heute berichten darf.

Nun heißt es, den Weg mutig vorangehen und das bedeutet auch, das Feuer heiß zu halten. Dies kann ich nicht allein und brauche die Gemeinschaft und Verbundenheit der Brüder – derer die schon waren, die sind und die noch kommen werden – dafür, denn auch ein Holzscheit verliert seine Energie, nimmst Du es aus dem Feuer. (14)

Meine Vater-Wunde ist verheilt, denn ich habe meinen wirklichen Vater gefunden – Er ist größer, unerschöpflicher, liebender und wilder, als ich mir je hätte vorstellen können – und ich verstehe Ihn immer noch nicht! Hierzu möchte ich mit einer kurzen Erzählung enden, die in Worte fasst, was geschehen ist.

Und ja, Geschichten, sie sind es, die mich mit Euch verbinden….

„Zu einem Schüler, der ständig am Beten war, sagte der Meister: ‚Wann wirst du aufhören, dich auf Gott zu stützen und lernen, auf eigenen Füßen zu stehen?‘
Der Schüler war erstaunt: ‚Aber gerade Ihr habt uns gelehrt, Gott als unseren Vater anzusehen!‘
Der Meister: ‚Wann wirst du lernen, daß ein Vater nicht jemand ist, auf den man sich stützen kann, sondern jemand, der dich von deinem Anlehnungsbedürfnis befreit?‘“

Anthony de MelloWo das Glück zu finden ist, Freiburg i.B. 1994, S. 309.

Ach, und noch was … ich führe seit mehr als einem Jahr eine stabile Beziehung mit einer ganz bezaubernden Frau. Wer hätte das gedacht?

Seid behütet und gesegnet Brüder!

Kolja Benaja

(1) Peter Handke zitiert in Die Krise der Narration von Byung-Chul Han, Berlin 2023, S.7.
(2) Vgl. Die Vaterwunde in Richard RohrVom weisen Mann zum wilden Mann, München 2006, S.90ff.
(3) Richard RohrAdams Wiederkehr, München 2013, S. 226.
(4) Vgl. Paul Claudel „Das Unersättliche kann sich nur an den Unerschöpflichen wenden.“ aus Andreas KnappLebensspuren im Sand, Freiburg i.B. 2015, S. 21.
(5) Richard RohrAdams Wiederkehr, München 2013, S. 226.
(6) A.a.O., S 224.
(7) Anonyme Alkoholiker, S.54.
(8)Vgl. Richard RohrStille und Mitgefühl, München 2015, S. 95ff.
(9) Vgl. Richard RohrAdams Wiederkehr, München 2013, S. 226.
(10) Richard RohrAdams Wiederkehr, München 2013, S. 228.
(11) A.a.O., S. 229.
(12) Vgl. Jesaja 43,1.
(13) Richard RohrAdams Wiederkehr, München 2013, S. 230.
(14) Vgl. John Wesley paraphrasiert von Richard Rohr in einem Video, welches sich an initiierte Männer richtet, https://www.youtube.com/watch?v=K_WrbYnI7aw

Dabei und dran bleiben

Wieso bin ich noch hier?

Ich bin 2007 initiiert worden und arbeite seitdem mehr oder weniger intensiv bei Männerpfade mit.

Habe ich sonst keine Hobbys oder Lebensinhalte?

Oh doch! Ich tanze, spiele Tennis, lebe in einem Wohnprojekt, bin verheiratet und Vater, bin in einer Männergruppe, habe ein großes soziales Netzwerk …

Und doch! Ich bin mehr denn je intensiv bei Männerpfade aktiv.

Warum, warum hält das so lange?

Die Initiation hat mir mehreres gezeigt und viele Erkenntnisse sind erst im laufe der letzten 16 Jahre richtig zu mir durchgedrungen.

Ich kann wieder glauben. Die Institution Kirche hatte das für mich nahezu unmöglich gemacht. Und ich habe erfahren und erfahre weiterhin, dass es Glauben gibt, der für mich lebbar ist und sich deutlich von Kirche abgrenzt. Und ich bin Kirchenmitglied geblieben, weil es meine spirituelle Quelle ist, auch wenn ich jetzt woanders stehe und anders glaube.

Ich werde älter und ältere Männer sind oft allein. Ältere Männer haben oft kein Bild davon, was es bedeutet Ältere oder gar Älteste zu sein. Bei Männerpfade habe ich Brüder, die mit mir auf dem Weg sind, das zu erforschen und sich darin üben etwas bereit zu stellen, etwas anzubieten und den Archetyp des Magiers und des Großvaters sichtbar zu machen.

Und die tiefste Erfahrung ist erst in den letzten Jahren wirklich bei mir angekommen bzw. für mich wirklich spürbar. Ich bin mit allem verbunden. Ich hadere nicht mehr (so sehr) mit meinem Schicksal. Es passiert tägliches schmerzvolles und was wir Menschen einander antun ist schrecklich. Ich leide mit und wenn mich auch Verlust und Schmerz trifft, so ist das auch ein Zeichen dafür, dass ich mit allem verbunden bin. Wieso sollte bei mir nicht auch was von all dem Leid landen.

Ich bin verbunden mit Männern weltweit, die die Erfahrung der Initiation teilen und weitergeben. Ich bin verbunden mit wunderbaren Männern bei Männerpfade.

Es gibt für mich keinen Grund das aufzugeben und darauf zu verzichten.

Josef

Veränderung braucht Mut!

Ein blogbeitrag von Walter

Alles begann nach dem 50. Die Krise kam klassisch in der Lebensmitte (neudeutsch „midlife crisis“). Das was bisher geholfen hatte, half nicht mehr, das kleine Glück trug nicht mehr: Partnerschaft, ein gutes Zuhause, Hobbies, Freunde, Sport, Glaube. Alles fühlte sich falsch an und ich mitten drin in einem Berg von Problemen. Immer mehr Streit, Verunsicherung und Angst vor der Zukunft. Auch meine mir vertraute Sturheit oder meine Ablenkungsversuche halfen nicht weiter. Kein Wunder, dass am Ende Trennung, Scheidung und Rückzug standen. So konnte es nicht mehr weitergehen. Alles fühlte sich leer an. Inmitten dieser stummen Verzweiflung wuchs die Sehnsucht nach einem neuen Anfang. Nur wie sollte der aussehen?

In dieser Phase fiel mir das Buch eines Franziskaners in die Hand: Es war von Richard Rohr und hatte den Titel: „Endlich Mann werden“. Auch wenn es anfangs wie ein großes Durcheinander vieler wichtiger Gedanken wirkte, ließ es mich nicht los. Immer wieder war die Rede von einer „Männer-Initiation“, einer Chance, sich und seinen Platz in der Welt neu zu finden. So richtig verstanden hab ich das damals nicht. Aber sein Schreiben und dieses alte Wort „Initiation“ faszinierte mich. Ungewöhnlich spontan, meldete ich mich sofort an. Was hatte ich schon zu verlieren? Ein paar Wochen später saß ich in einer großen Gruppe von Männern in einem großen Raum und es begann etwas, das ich heute10 Jahre später, nur als „wegweisend“ bezeichnen kann.

Diese sogenannte „Männer-Initiation“ hat mein Leben auseinander genommen und neu zusammengesetzt. Ich konnte Männer und Männlichkeit ganz anders, ganz neu erleben. Männer die kraftvoll und gleichzeitig emotional waren, die weinen konnten und doch stark dabei waren. Ich habe eine Verbundenheit untereinander erlebt, wie nie zuvor. Obwohl ich nicht gleich alles verstand, wirkte es doch wahr und richtig. Die Erfahrungen dieser 5 Tage haben meine oberflächlichen Vorstellungen vom Mann sein grundlegend verändert. Und nicht nur das.

Hätte ich mich vor meiner Krise, ganz ohne Not auf dieses Programm eingelassen? Hätte ich mich vorher auf eine derart intensive Auseinandersetzung mit den wirklich wichtigen Fragen des Lebens ehrlich eingelassen? Mich so offen mitgeteilt? Nein, sicherlich nicht. Für mich war mein Tiefpunkt unverzichtbar, wohl um aus meiner vermeintlichen „Komfortzone“ heraus zu finden. Dadurch erst war ich offen für Neues. Erst dann hatte ich den Mut, mich auf etwas derartig mysteriöses, wie diese Initiation einzulassen. Mich auf die Suche nach meinem innersten Selbst zu machen.

Heute kann ich wieder lachen – und weinen, wenn mir danach ist. Ich lasse mir die Hoffnung nicht nehmen, dass ich trotz des ganzen Chaos in der Welt, etwas Gutes beitragen kann. Und ich habe mehr innere Stärke gewonnen, auf diesem Weg zu bleiben. Auch wenn es nicht immer leicht war und ist.

Am Anfang stand ein Ende – das Ende meiner Ehe. Jetzt ist da ein Neubeginn: Der Beginn eines neuen Mann-seins: Mutiger, offener, engagierter, verbundener. Und die unschätzbare Erfahrung, dass ich trotz aller meiner Macken genüge und sogar etwas zu geben habe. Nie hätte ich gedacht, dass eine 5 tägige Veranstaltung soviel bewirken könnte. Auswirkungen, die 10 Jahre später immer noch anhalten.

Die damalige Verbundenheit besteht weiter, auch meine Sehnsucht nach Sinn, Glaube und Liebe. Ich weiß, dass ein besseres Leben möglich ist, das ist ganz praktische Erfahrung. Viele der Männer, denen ich seither begegnet bin, sind zu Freunden und Wegbegleitern geworden. Ein Geschenk, für das ich dankbar bin.

Um es auf den Punkt zu bringen: Für mich war diese Männerinitiation ein Übergang in eine neue Wirklichkeit, der Anfang eines neuen Weges, den ich tagtäglich weiter gehen kann – und will.

Vielleicht ist sie das auch für dich?

(Wie gesagt: Veränderung braucht Mut. Und manchmal wird einem auch geholfen)

Auswildern

Normalerweise lebe ich mein „normales“ Leben – am Morgen wache ich in meinem Bett auf und dann gibt es zum Munterwerden und In-den-Tag-Kommen erst mal einen lecker Kaffee. Und so läuft der Tag dann seinen gewohnten Gang.

Ab und an mag ich diese Routine mal unterbrechen. Zum Beispiel im Sommer, wenn es im Haus viel zu warm ist, auch am späten Abend noch. Dann stelle ich mir mein transportables Bettgestell in den Garten und schlafe unter freiem Himmel – einfach herrlich.

Als meine Enkelmädels im letzten Jahr im Sommer bei mir waren fragten sie mich: „Opa, können wir heute draußen schlafen?“ Klar konnten sie. Die Sechsjährige schlief im offenen aber überdachten Baumhaus und die Neunjährige wollte unbedingt auf dem Dach vom Schauer hinterm Haus schlafen. Leider hielt die Luftmatratze ihre Luft nicht und so zogen wir zwei dann am frühen Morgen – es war auch kühl geworden – ins Haus um. Die Sechsjährige schlief im Baumhaus selig bis zum Frühstück.

Oder zuletzt – ich mache gerade eine Ausbildung bei Wildniswissen in der Nähe von Franfurt an der Oder – für die Tage war Übernachten im mitgebrachten Zelt angesagt. Es war echt kalt im Zelt, ich musste mir in der Nacht die Mütze aufsetzen. Und – sollte ich mich nun freuen oder nicht – 02.15 Uhr begann die Nachtigall in der angrenzenden Hecke ihr Nachtkonzert. Seitdem weiß ich ungefähr, wie eine Nachtigall singt. Und ich habe sie seitdem an mehreren anderen Orten gehört.

Das ist wohl das Gute an der Zeit „Draußen“ – ich kehre mit neuen Geschichten und Erfahrungen zurück.

2009 war ich zur Männerinitiation am Brahmsee – und diese 5 Tage haben in meinem Leben was in Gang gesetzt, was ich heute nicht mehr vermissen möchte. Es war nicht so, dass sich mein Leben schlagartig geändert hat. Es hat in mir die Sehnsucht geweckt, neue Erfahrungen zu machen und – immer mal wieder – Neues auszuprobieren. Und es nicht beim Ausprobieren lassen. Sondern um ein klein wenig immer wieder Neues in mein Leben hereinzulassen.

Von Mittwoch, 28. Juni bis Sonntag, 02. Juli 2023 haben Männer wieder die Möglichkeit an einer Männerinitiation nach Richard Rohr in Deutschland teilzunehmen. Ich hoffe, dass viele Männer den Ruf in sich verspüren, dabeizusein – und das auch verwirklichen.

Ich hoffe, wir sehen uns.

Brief an einen jungen Mann

Hallo mein Lieber,
Du wirst Dich fragen, wer ich bin. Ich bin Du. Kein Scheiß. Ich schreibe nämlich heute einen Brief an mein jüngeres Ich. Und das bist Du.
Du wirst Dich fragen, warum ich Dir schreibe. Ich schreibe Dir, weil ich Dich ermuntern möchte. Weil ich Dich aus meinem tiefsten Herzen ermuntern möchte. Ermuntern zum Leben. Ermuntern dazu, Deinen Weg zu gehen.
Und weil ich Dich einladen möchte, schon jetzt Erfahrungen zu sammeln, die ich im Rückblick so unglaublich gerne schon in Deinem Alter gemacht hätte, um mich und die Welt besser kennenzulernen. Denn das hätte mir viele Umwege und viel Zeit erspart. Das ist jetzt kein dummer Ratschlag Deiner Eltern oder Deiner Lehrer und Ausbilder, denn ich weiß, wie sehr Dich sowas ankotzt. Und glaub mir, dumme Ratschläge kotzen mich heute auch noch an.
Ich weiß, dass Du Dir von Älteren nichts (mehr) sagen lassen willst, seit Du in die Pubertät gekommen bist, von der Du gerade mal so entwachsen bist, auch wenn Du schon einige Jahre über die Volljährigkeit hinausgewachsen bist. Ich weiß, dass Du Dich von Deinen Eltern nicht ernst genommen fühlst. Ich weiß, dass Du Dich häufig auch von anderen Menschen, sogar von Deinen Freunden unverstanden fühlst. Ich weiß, dass Dich Deine Schulkameraden gemobbt haben und wie sehr es Dich schmerzt, ausgelacht zu werden. Ich weiß, dass Du seitdem ohne die anderen klarkommen willst. Ich weiß, dass Du Dich unsicher fühlst, an fremden Orten, in peinlichen Situationen, im Umgang mit
Frauen, im Umgang mit Dir selbst. Ich weiß von Deinen ganzen Unsicherheiten und Deiner
Überforderung und dass Du niemandem dies zeigen willst. Und ich weiß auch, dass Du häufig nicht weißt, wohin Du gehen sollst.
Ich kann Dir sagen, dass ich das heute auch nicht immer weiß. Aber ich weiß, dass ich gehen muss. Oder besser gesagt, dass ich gehen will. Weil gehen unglaublich geil ist und Dich an Orte führen wird, die Du nicht nur noch nicht kennst, sondern von deren Existenz Du sogar noch nie etwas gelesen oder gehört hast. Und ich sage Dir, darunter werden Orte von entsetzlichen Schrecken sein. Und darunter werden Orte von atemberaubender Schönheit sein. Beides in einem Maße, das Dein jetziges Vorstellungsvermögen komplett übersteigt.
Ich kann Dir nicht verraten, was kommen wird, denn das wirst Du selbst entdecken, falls Du Dich auf den Weg machst. Aber ich will Dir zwei Dinge mit auf den Weg mitgeben. Als Dein älteres Selbst darf ich das. Es sind ein Gedicht und eine Einladung.
Ich weiß, dass Du manche Gedichte für peinlich hältst. Aber bitte lies es trotzdem wenigstens ein einziges Mal.

Es gibt einen Weg
Es gibt einen Weg, den keiner geht,
wenn Du ihn nicht gehst.
Wege entstehen, indem wir sie gehen.
Die vielen zugewachsenen,
wartenden Wege,
von ungelebtem Leben überwuchert.
Es gibt einen Weg, den keiner geht,
wenn Du ihn nicht gehst;
es gibt Deinen Weg,
einen Weg, der entsteht,
wenn Du ihn gehst.
(Werner Sprenger)


Und jetzt kommt die Einladung zu einem Event, von dem ich mir wünsche, ich hätte schon in Deinem jetzigen Alter teilgenommen. Damals hätte ich nur davon wissen müssen. Wobei, tatsächlich hätte ich die Einladung damals wahrscheinlich ausgeschlagen, wenn ich davon gewusst hätte. Weil ich im Sommer wichtigeres zu tun gehabt hätte. Weil ich reisen wollte, weil ich Party machen wollte, weil ich zocken wollte, weil ich saufen und vögeln wollte. Aber hier kommt meine Einladung: nimm Dir fünf Tage in den Sommerferien ganz für Dich frei und komme zur Initiation für junge Männer vom 10. bis zum 14. August 2022, glaub mir, es lohnt sich.


In Liebe
Dein Ich (aus der Zukunft).

Durch die Wunden hindurch

von Felix Stumpf

In Dante Alighieris Göttlicher Komödie von 1321 wird eine Reise durch die drei Reiche der jenseitigen Welt beschrieben. Die letzte führt vom irdischen Paradies, dem Garten Eden in das himmlische Paradies. Dante (und Beatrice) betreten die himmlischen Sphären der sieben klassischen Planeten Mond, Merkur, Venus, Sonne, Mars, Jupiter und Saturn. Von dort steigen sie auf in den Fixsternhimmel, den Kristallhimmel und betreten schließlich das Empyreum. Dort strahlt in göttlichem Licht die Himmlische Rose der Liebe.

Empyreum vom Künstler Gustave Doré

Diese wunderbare Heldenreise von Dante inspirierte mich zu einem Kunstwerk, welches 2020 den 1. Preis in einem Kunstwettbewerb der Ausstellungsfolge „Plastik und Blumen“ im Treptower Park Berlin gewann. In meiner hierzu entworfenen temporären Skulptur schuf ich eine Verbindung zwischen Dantes Weg ins Paradies und dem Corona-Pandemie-Lockdown Anfang letzten Jahres. Die Aussage der Skulptur ist: Unser Leid und unsere Begrenzung hat die Kraft sich in etwas gutes zu Wandeln, wir dürfen bloß den Blick auf das Licht (das Vertrauen) nicht verlieren und müssen die Kontrolle abgeben, und uns auf den Weg „hindurch“ einlassen. Der Name der Kunstwerkes ist daher: Himmlische Rose (Hoffnung, Wandel und Paradies).

Himmlische Rose (Hoffnung, Wandel und Paradies) von Felix Stumpf, Foto: Ivar Veermäe

Wie ihr merkt, sind meine Erfahrungen der Initiation mittlerweile in meiner Kunst angekommen. Und es scheint als sind die Menschen offen und bereit für die Botschaft des Wandels. Kurze Zeit später gewann ich erneut einen Wettbewerb mit einer Grafik, die eine ähnliche Aussage hat. Das macht mir Mut.

Portal (Cyan, Gelb) von Felix Stumpf

Seit meiner Erfahrungen der Initiation 2016 in Österreich kenne ich die Notwendigkeit, den transformativen Weg des Leides selbst zu gehen und zu vertrauen. Die Initiation kam genau in der Zeit meines Lebens, in der alles in meiner Welt bergab zu gehen schien. Ich war Ende dreißig und hatte großes persönliches Leid. Hinzu kam, dass ich mich finanziell in einer sehr prekären Situation befand. Ich hatte hohe Schulden und keinerlei Gewissheit auf Besserung meiner beruflichen Situation. Das Gefühl des Scheiterns, dass sich anfühlte als ob alles im Sande verrinnt, beherrschte mein Leben.

Es ist wohl bekannt: Ein Leben als freier Künstler ist meist ein Leben großer finanzieller Unsicherheiten. Es ist aber, wenn man es aus einer anderen Perspektive betrachtet ein Leben, das sich nicht so leicht von scheinbaren „Sicherheiten“ gefangen nehmen lässt. (Vielleicht spricht man deshalb auch vom „freien Künstler“?)
Aus der Perspektive des konventionellen bürgerlichen Glücks scheint der Preis für Freiheit hierbei hoch. Kein Geld = Keine Urlaub = Kein Vergnügen = Keine Familie = Glück: Ade!

Wahrscheinlich sehnte und neidete ich dieses Glück sehr. Und reagierte mit einer trotzigen Übertreibung eines unkonventionellen Leben (oder vielmehr was meine Vorstellung davon war). Ich stand auf wann ich wollte, ging zu Bett wann ich wollte, arbeitete was und wann ich wollte und hatte mit vielen Frauen gleichzeitig Beziehungen unterschiedlichster Art. Mein „freies Leben“ war letztendlich nur ein haltloses (haltungsloses) Leben. “.

Ich dachte ich wäre frei, da ich wähle. Doch in Wahrheit wurde ich von meinen Dämonen gefangen gehalten. Und ich wählte nur aus den Bildern aus, die sie mir vor meine Nase hielten.

Mittlerweile verstehe ich Freiheit, als die Möglichkeit das, was mein Herz oder der heilige Geist zu mir sagt, zu tun. Also in mich rein zu horchen. Zu gehorchen. Der Endgegner heißt dann zwar oft: Furcht vor möglichen Konsequenzen. Doch ihn bezwinge ich mittlerweile immer schneller.

Dieser Kompass für Freiheit stellte sich nach meiner Initiation ein. Das Erste was nach meiner Initiation passierte war folgendes. Ich bekam meine Stimme zu hören, die mich zu einer ungeahnten Klarheit brachte. Ich zog nun klare Grenzen. Beruflich wie persönlich. Die Gewissheiten im Rücken: Ich werde geliebt, darf mir vergeben, darf loslassen und werde gehalten. Ich verließ meine alten Abgründe und fand schnell neue Kraft.

Ist Leid nun ein Vorbote eines freien Lebens? Oder in anderen Worten: Ist Schmerz der Beginn von Leben?

Wie bei einer Geburt von einem Baby. Die Frau muß dabei durch den Schmerz. Kein Weg führt daran vorbei. Ohne Schmerz und ohne Wunde kein neues Leben. Und als initierter Mann habe ich ein archaisches Verständniss hierfür entwickelt. Und ich bin fasziniert, wie dies zusammenkommt.

Leider isolieren wir in unserer Welt allzu oft uns und andere, wenn es zu Leid und Schmerz kommt. Dies habe ich in den Trauererfahrungen um meinen Vater ebenso erfahren müssen, wie an der schweren Erkrankung einer Freundin. Unsere Gesellschaft hat einen verstümmelten Umgang mit Leid, Krankheit und Tod. Es wird behandelt wie ein Plage. Für Beistand scheint es in unserer konsumorientierten Welt wenig Platz zu geben. Und wahre Gemeinschaft ist selten. Vielleicht weil wir uns nicht mit den Wunden der Anderen identifizieren wollen? Die Pandemie hat uns hier hoffentlich im kollektiven Erleben von Leid und Verzicht wieder etwas mitfühlender und mitmenschlicher gemacht. Ja davon bin ich überzeugt.

Und was für ein Segen, dass wir initiierten Männer unsere Wunden, unser Scheitern und unsere Unvollkommenheiten als Basis gemeinschaftlicher Begegnung und Stärkung erleben dürfen. Das ist der Weg in die Himmlische Rose! Ins Göttliche Licht! Und wie einmal so schön gesagt wurde: In das Paradies, das wir in der Existenz von Blumen, von Sternen und in den Augen der Kinder erahnen können.

Friede, Liebe und Licht an Euch
Felix Stumpf

Initiation, warum es sich lohnt

von Stefan Brombach

Ich werde nicht selten gefragt, was die Initiation denn nun ist und was davon im Nachgang zu erwarten ist. Erst kürzlich berichtete mir ein Mann der vor einiger Zeit durch die MROP ging, dass er jetzt erst das Gefühl habe, wirklich zu verstehen.
Und wie das so ist, gehe ich mit diesen Dingen die ich höre in die Stille nach Innen und bewege sie in mir. Manchmal Tage, manchmal Wochen, manchmal Monate später (und ich habe in manchen Dingen und Fragen schon Jahre gewartet) taucht dann ein Bild in mir auf. In diesen Momenten habe ich dann das Gefühl „Ja, genau so kann man es verstehen, sehen, beschreiben oder angehen.“

Ein solches Bild ist mir wieder mal gekommen.

Es ist noch nicht Äonen her, eher nur so um die 30 Jahre, da bin ich mit meinen Freunden mit dem Auto nach Italien an die Riviera gefahren. Damals gab noch keine Navis die einen an jeder Abbiegung informieren und Routen bei Bedarf einfach automatisch korrigieren. Damals ging man vor der eigentlichen Reise zu den „gelben Engeln“, dem ADAC, und fragte um eine Routenbeschreibung an. Daraufhin bekam man eine Art Mappe, in welcher sowohl Kartenmaterial mit eingezeichneter Route, als auch Infomaterial über Sehens­würdigkeiten entlang der Strecke und am Zielort zu finden war. Darunter Informationen über Klima, Kultur, Landeswährung, Umtauschkurse, Tankstellen etc.

Bevor wir losfuhren schauten wir meist nicht auf die Karte. Wir glaubten uns ja schon erwachsen, groß und fähig uns zumindest in Deutschland auszu­kennen. Doch im Gepäck waren wir mit dieser Reisemappe ausgestattet und machten uns auf den Weg nach Süden. Es war und blieb trotz Karte ein Abenteuer. Würden wir uns nicht doch verfahren, würde das Auto halten? Auf einer unserer Reisen tat es das nicht und wir steckten daraufhin 3 Tage in einem ausgestorbenen Nest namens Tortona fest.

Eine Tortur, doch dank unseres Kartenmaterials fanden wir eine Werkstatt. Und wenn wir auch von Samstag bis Montag in Hitze ausharren und auf eine Reparatur warten mussten, so war uns diese Mappe, dieses Kartenmaterial, immer wieder mal hilfreich. Und manchmal war es auch einfach gut zu schauen, wo wir uns gerade auf der Strecke befanden. Wie viel wir schon an Weg zurückgelegt hatten und wie viel an Weg noch vor uns lag.

Heute wage ich zu sagen, dass die MROP den Kartensatz für Deine Seelenreise vom Jungen zum Mann bereit stellt. Sie ist der begleitende „gelbe Engel“ der Dir dienen kann von dem Ort wo Du jetzt bist, hin zu Deinem wahren Selbst.

Jede Reise, welche kein Trip werden soll, beginnt ja bereits mit der Vorbereitung. Und die Initiation ist der Startpunkt Deiner ganz persönlichen Reise. Hier bereitest Du Dich vor, hier bekommst Du das Kartenmaterial und den Kompass für das vor Dir liegende Abenteuer Deines lebenslangen Weges als Mann in dieser Welt.

Dafür musst Du kein Clubmitglied werden! Um Dir Deinen Kartensatz zu holen, brauchst Du lediglich aufrichtige Neugier auf das, was da auf Deinem Weg liegt. Du brauchst ein offenes Herz, das bereit ist sich einzulassen und hinzufühlen. Und zu guter Letzt brauchst Du den Mut Deinen Willen für das zu öffnen, was sich (in) Dir zeigt.

Hol Dir JETZT Deinen Kartensatz! – Sei dabei in der MROP 2021 und melde Dich gleich an.

Antar Vimukto (Stefan) Brombach

Von einer Initiation beim Kentern mit einem Kajak…

von Walter Altmannsberger

Es ist Sommer, es ist heiß, ich bin träge. Es geht mir nicht gut. Alles ist zu viel. Ich will auf der faulen Haut liegen, am besten im Schatten, noch besser im Wasser. Ist da überhaupt Zeit und Energie, um mich mit Innerlichkeit und Selbstveränderung zu beschäftigen?

Ja, überraschenderweise ja. Und das hätte ich vor diesen Tagen und diesen Erfahrungen nicht gedacht.

Aber zunächst einmal zum Anfang. Der Name des Seminars, das an einem See stattfinden sollte, hörte sich erst einmal harmlos an: „Schwellenpaddeln“. Paddeln also, über Schwellen paddeln und auf seine Wahrnehmung achten. Auf sein Inneres. Sehr spannend. Und erst die Bilder auf der Website: Sehr einladend.

Der Verlauf orientiert sich am indigenen Medizinrad, den sogenannten „Vier Schilden“. Das kann man gut googeln, denn ich möchte nicht weiter darauf eingehen, außer, dass es ein ganzheitliches eben nicht lineares Entwicklungs- und Orientierungsmodell ist, das sich an den Himmelsrichtungen, den Jahreszeiten oder den Entwicklungszeiten des Menschen orientiert.

Ganz nach dem Motto des Sommers starten wir im Süden. Der steht für Körperlichkeit, Sinnlichkeit, Zugehörigkeit, Genuss oder biografisch für die Kindheit. Und ganz diesem Motto folgend werden wir nach einer kurzen Einführung aufs Wasser gelassen. Spielerisch erkundend, sich ausprobieren, in Kontakt kommen.

Den nächsten Tag können wir uns in der Weite einer längeren Tour ausprobieren. Wir paddeln(!) früh los, haben Zeit, über eine fiktive Schwelle eines Kanals zu gleiten, haben Zeit ,die Natur auf uns wirken zu lassen und uns in ihrem Spiegel zu betrachten. Dazu sitzen wir in einer Pause an Land im Council und erzählen und spiegeln uns unsere Eindrücke und Begegnungen. Aber noch immer sind wir im Süden, genießen bei einer Pause Eis und Kuchen und kommen erschöpft und erfüllt von all den Eindrücken im Camp wieder an.

Am nächsten Tag wird es dann innerlicher und ernster. Wir sind im Westen angelangt. Es gibt Fragen, mit denen wir allein in den Wald geschickt werden: Stimmt mein Kurs? Was behindert mich? Was muss ich vielleicht loslassen, um leichter diesem Kurs folgen zu können. Wir sollen das alles in kurze Sätze fassen.

Aber es bleibt nicht beim Nachdenken, Reden und Philosophieren.

Am Nachmittag machen wir uns auf den Weg … (ich will hier nicht zu viel verraten)… jetzt bekommen wir die Aufgabe, loszulassen, … und zu Kentern ! Das ist heftig. Keiner aus unserer Gruppe kennt diese Erfahrung. Es ist ein Sprung, bzw. eher ein Fall, ins Unbekannte. Wow. Was für eine Heraus-Forderung.

Mit einer großen Portion Unsicherheit steige ich in das Kajak und paddle auf den See….

Ja, es hat geklappt, es ist nichts passiert. Außer, dass mir dieser Moment eindringlich in Erinnerung bleiben wird. Dieser besondere Moment, in dem ich die Herausforderung annehme und mich dazu überwinde, meine Kontrolle loszulassen, mich selber aus dem Gleichgewicht bringe. Dieser Moment, diese Erfahrung hat sich tief eingeprägt. Alles frohe Gesichter um mich herum. Was für ein befreiendes Gefühl. Alle aus der Gruppe haben sich dieser Herausforderung, diesem Fall ins Unbekannte, gestellt und sie für sich bewältigt.

Für mich war das eine initiatorische Erfahrung:

Der Schritt in die Selbstverantwortung, in dem ich wieder und wieder etwas mehr loslasse, was mich an einem auch der Gemeinschaft dienenden Leben hindert. Kein leichter Schritt, ein Schritt, der mir etwas abfordert, bei dem es gilt, etwas Vertrautes loszulassen. Ein Fallen, das doch immer wieder belohnt wird.

Nein, Kentern ist keine reine Mutprobe, kein bungee jumping, auch wenn beides Mut erfordert (und Vertrauen). Diese Art von Mut steht für mich im Dienst einer Sache, weil sie die notwendige Bekräftigung einer Erkenntnis ist. Ein Preis für etwas Anderes, den ich bereit bin, zu bezahlen.

Um einer Sache willen, die ich „das größere Ganze“ nennen kann.

Es ging dann noch weiter im Medizinrad, über die Klärung und Konkretisierung meines Kurses im „Norden“ und der Unterstützung im „Osten“, auch hier will ich nicht mehr verraten. Was mich tief beeindruckt hat, ist vor allem die Erfahrung dieses „speziellen“ Kenterns.

Danke an Bettina und Jens von den „Naturkreisläufern“, danke an die Gruppe, dass ich diese Erfahrung machen durfte. Eine Erfahrung der Bekräftigung, die mich gestärkt hat und die mich weiter begleiten wird, gespeichert im Bild meines kenternden Kajaks… .

HO!

Walter, August 2020